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Sprachen - Redundanz in den Sprachen


Ich will hier vorwegnehmen, dass man nicht früh genug eine zweite Fremdsprache erlernen kann
(Schulsystem). Dafür sprechen zwei wichtige Gründe: Der eine ist, man hat in der Jugend ein viel besseres Gedächtnis als im Alter. Der zweite ist, der Mensch hat in der Jugend ein viel besseres Gehör als später im Alter, was ihm gestattet, vom gesprochenen Wort genügend viel an wichtiger Wortinformation wahrzunehmen. Hat man nicht mehr gute Ohren, ist es beinahe unmöglich, in überwiegend akustisch abgehaltenen Unterrichtsstunden dem Lehrstoff zu folgen, insbesondere, wenn neue und bis dahin noch unbekannte Vokabeln nur akustisch üermittelt werden.

Doch nun zum eigentlichen Thema: Es gibt einen Umstand, der es auch Schwerhörigen gestattet, an einem Gespräch unter vier Augen ziemlich problemlos teilzunehmen. Das ist neben der Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, die Redundanz der Sprache. Sie bedeutet, dass zu jedem Thema, von dem gerade die Rede ist, ein verhältnismäßig geringer Vokabelschatz gehört (Themenredundanz), und dass zu einem Satz oft ein ziemlich festgefügter Wortaufbau gehört (Satzredundanz). So ist z.B. in der deutschen Sprache völlig klar, dass der Satz: "Das habe ich kommen..." mit "sehen" beendet wird, oder "es gab einen fürchterlichen...". In Frage kommen hier nur Worte wie "Knall" oder "Krach" oder "Blitz" oder "Donnerschlag" also Worte, die man auch als Schwerhöriger noch einigermaßen gut auseinander halten kann, wenn man sie hört.

Leider kann ein Schwerhöriger, auch in einem Vieraugengespräch, nur selten einen guten Witz verstehen. Denn die Pointe lebt davon, dass sie unerwartet, also bestimmt nicht redundant ist. Der Schwerhörige kann also möglicherweise den ganzen Witz verstehen - bis auf die Pointe

Schenkt man in einem Tischgespräch mit mehreren Teilnehmern den Worten eines bestimmten Teilnehmers seine Aufmerksamkeit, so funktioniert auch dies, meiner Ansicht nach, unter Zuhilfenahme der Redundanz des Gesprochenen. Man filtert aus dem allgemeinen Geräuschpegel das heraus, was mit dem bereits erkannten Thema dieses Teilnehmers redundant ist und was auch zu dessen Lippenbewegung passt. Dies zeigt, zu was für einer raschen Selektionsfähigkeit unser Auffassungsvermögen in der Lage ist, was wir übrigens auch benutzen, wenn wir einen 'falschen' Ton in einer Musik heraushören. Dieser Ton ist nur im Zusammenhang mit den anderen bereits gehörten Tönen falsch, zu denen er eben 'nicht passt'. Zugleich zeigt diese Überlegung, dass ein Nachlassen unsres Auffassugsvermögens auch mitverantwortlich für Schwerhörigkeit sein kann.

Leider werden bei vielen Fernsehsendungen die etwas schwerhörigen Zuschauer um den erhofften Genuss gebracht, indem ausgerechnet die für das Verständnis der Handlung besonders wichtigen Informationen zu leise gesprochen werden. An diesen Stellen des Films wären Einblendungen von Untertiteln sehr hilfreich.